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Angst und Wut
Das Thema "Angst" beschäftigt mich seit langem - siehe Thema Angst. Es beschäftigt mich weiterhin. Inzwischen sind weitere Cartoons hinzugekommen - und ein weiterer Player: die Wut. Angt und Wut in Kombination sind eine spannende Sache. Meine Erkenntnis und Theorie für mich ist, dass gerade eine ungesunde Kombi aus großer Angst und unfassbarer Wut die Grundlage für Depression bildet. Dazu eines Tages mehr ...
Das neue Heft "Angst und so" mit diesen neuen Werken ist nun im April 2023 fertig geworden.
Hier das Intro dazu.
Angst und so
Jeder Mensch hat Angst. Vor irgendwas. Dabei hat jeder so seine Themen. Der eine fürchtet dies, die andere fürchtet das…
Angst ist eine gute Sache. Eigentlich. Denn sie will mich ja be-schützen vor Gefahren, vor Verletzung, Leid und dem Tod. Manches ist dabei instinktiv, manches entsteht aus Erfahrung. Ich mache schlechte Erfahrungen und lerne daraus, mich in Zukunft davor zu schützen, Dingen aus dem Weg zu gehen, Dinge zu vermeiden, die mir schaden können.
Manche Erfahrung – insbesondere aus der Kindheit – war so schmerzhaft und bedrohlich, dass eine Angst entstanden ist, die ich gar nicht einordnen, verarbeiten, nicht aushalten konnte. Ich habe sie zur Seite geschoben, zugeschüttet, vernebelt, verdrängt, um weiter leben zu können. Nun ist diese Angst nicht mehr sichtbar. Trotzdem ist sie da. Im Untergrund. Und die Angst hat riesengroße Alarmglocken installiert. Ein hoch sensibles Alarm-system, das ganz laut „Gong!!!“ macht, wenn etwas auch nur ansatzweise nach der damaligen Gefahr riecht! Dann gehen die Schranken runter, ich schalte auf Rückzug, Flucht, Abwehr – oder Gegenangriff.
Das Dumme: heute ist die Gefahr nicht so, wie sie damals war. Die Situation riecht vielleicht so, sie ist aber eine völlig andere. In diesem Sinne schützt mich die Angst vor etwas, das gar nicht da ist. Und das behindert mich kolossal.
Dem möchte ich auf die Spur kommen, mich davon lösen können, um freier zu sein. Ein Hilfsmittel dabei kann sein, die Angst wahr zu nehmen, sie ernst zu nehmen – aber mich nicht damit zu identifizieren. Zum Beispiel, indem ich sie personifiziere, als graues, waberndes Monster verbildliche, nach draußen stelle, anschaue und zuhöre. Aber eben mit Abstand. Das wirkt oft ziemlich skurril. Was erzählt die Angst da für krasses Zeug? Hat das hier und heute noch Realitätsbezug? Mit diesem Umgang verliert die Angst ein Stück an Kraft und Einfluss.
Das ist die Grundidee hinter den Zeichnungen in diesem Heft. Das Projekt startete schon vor mehreren Jahren, bis ich es vor einem Jahr in ein erstes Heft gegossen habe: „Ach, Angst…“.
Mit der Zeit sind mehr Zeichnungen entstanden und weitere Aspekte hinzugekommen. Es wurde Zeit für dieses neue Heft.
Je mehr ich zuschaue und zuhöre, merke ich, dass weitere Stimmen in meinem Kopf reden, dass da noch weitere Player in mir zu Hause sind. Da ist der Ankläger, der mir ständig sagt, dass ich etwas falsch gemacht habe. Da ist der Richter, der mich schuldig spricht, mich verurteilt und mir Strafen aufbürdet. Der Verteidiger, der moniert, es gäbe dafür keine Beweise, kommt leider selten vorbei… Da ist der Sklaventreiber, der mich mit der Peitsche verfolgt. Manchmal kommt der Zweifler, der alles hinterfragt und jeden Halt nimmt. Eines Tages wird es bestimmt ein Heft mit diesen Playern geben. Momentan interessiert mich aber eher ein weiterer Player.
Die Wut.
Auch Wut hat etwas mit Alarmglocken zu tun, mit Gefahr und Verletzung. Wut ist eine Kraft, die aufsteigt, wenn meine Grenzen überschritten werden, wenn ich angegriffen werde, wenn ich verletzt werde, wenn man mir zu nahe kommt. Auch wenn ich benachteiligt, nicht ernst oder nicht wahrgenommen werde. Wenn ich ignoriert oder ungerecht behandelt werde.
Wut ist eine Kraft, die mich beschützen will, die mich verteidigen will, die Wertschätzung und Gerechtigkeit fordert.
Angst und Wut hängen eng miteinander zusammen. Beide wollen mich also beschützen. Beide haben ihre Methoden, die sich ergänzen – doch manchmal auch widersprechen. Die eine arbeitet präventiv, die andere reaktiv. Teilweise arbeiten sie dabei gegeneinander.
Da ruft die Angst die Wut: „Hey, komm mal schnell, beschütze uns!“ Da erwartet die Wut von der Angst: „Melde dich bitte früher!“ Nun sagt die Angst zur Wut aber auch: „Halt die Klappe! Deinetwegen bekommen wir Scherereien!“ Und die Wut sagt zur Angst: „Du Weichei! Um Konflikt zu vermeiden, lässt du auf der anderen Seite Grenzen überschreiten! Das geht gar nicht!“
So kann die Angst die Wut füttern. Zunächst unterdrückt sie die Wut. Dadurch lässt sie Grenzüberschreitungen zu, was der Wut Stoff gibt. Da die Wut aber nicht raus darf, schreibt sie es auf die Liste. Und irgendwann ist die Liste voll… das Fass läuft über…
Dieses skurrile, widersprüchliche Wechselspiel hat mich gereizt, es zeichnerisch anzugehen. Darum drehen sich viele Zeichnungen in diesem Heft.
Was könnte man daraus mitnehmen?
Zuerst mal: die ganze Chose mit Humor nehmen. Hilft oft.
Und dann: beide Player wahrnehmen, ernst nehmen und ihnen Raum geben. Aber nicht einseitig und volle Kanne, sondern wert-schätzend und ausgewogen. Zwischen Flucht, Rückzug, Einmauern und Unterdrücken auf der einen und Kettensägenmassaker auf der anderen Seite gibt es viel Spielraum.
Mir selbst gelingt es inzwischen tatsächlich hin und wieder, dass ich checke, dass Angst oder Wut – oder beide zusammen – mich gerade dirigieren, dass sie sich dann neben mir materialisieren als graues Schattenwesen und gehörnte Fresse, dass ich dadurch Abstand gewinne – und mehr Spielraum…
Eine kleine Auswahl an Cartoons zum Thema...
Teil 2 ist also gedruckt: gerne mal reinschauen in "Angst und so".
Ach ja, noch was mit Wut und so...
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